Preußisches Bleisatz-Magazin
Satire

Ein schlechter Fick is' rausjeschmissen' Jeld 1.462 views 0

Diese Alltagsweisheit*) hatte auch Roswitha verinnerlicht. Kurz nach Aufnahme ihrer Tätigkeit im Bordell hatte sie gemeint, einem Laufkunden erklären zu müssen „Ich bin Dienstleister in einer Branche wie jede andere auch. ,Keep Your Customers Satisfied‘ ist meine Devise.“ — „Das törnt total ab. Kannst Du nicht einfach weiterblasen?“, meinte der Freier. Seitdem philosophiert Roswitha nur noch nach Feierabend.

Auch mit dem Heiraten hatte sie es schon probiert. Aber das kam letztendlich zu teuer — sowohl für sie als auch ihren Auserwählten. Er erwartete außer dem jederzeitigen Zugang zu ihren sexuellen Reizen auch noch, daß sie ihn bekoche, die Wohnung reinhalte und für ihn sorge. Er wiederum machte, wenn überhaupt, lieber einen Schaufensterbummel am Sonntagnachmittag, statt samstags shoppen zu gehen. Man trennte sich gütlich, d.h.: Sie behielt alles, er packte einen Koffer mit seinen persönlichen Dingen und verschwand aus ihrem Leben.

Vorigen Sonntag traf sie ihn wieder. Er stand vor dem Schaufenster Nr. 7 des Bordells am Bahndamm, indem sie saß. „50 für Oral gegenseitig und Verkehr. Extras gesondert.“, ihr Standardspruch. — „Klar, kein Problem. Kommt mich billiger als früher. Und bei Dir weiß ich, was ich kriege.“

Seitdem führen sie eine wunderbare Beziehung.

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*) Gemeint ist die Alltagsweisheit aus der Überschrift, die Sie in fester Erwartung einer kleinen sexuellen Amourette, literatisch verarbeitet, zu recht hier erwarteten. Ich hoffe, der Zynismus in der Aussage der Geschichte stößt Sie nicht ab.

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